Les périphériques vous parlent Nr. 4
WINTER 1995/1996
S. 33-35
deutsch
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Vereinzelung der Sitze in der U-Bahn-Station Étienne Marcel - Photo : Gilles Paté

Die Weisen lieben Ignoranz

Im Dezember 1994 fand in Paris 8 auf Initiative der Zeitschrift Les périphériques vous parlent eine Begegnung um das Thema „Professoren/Studenten : Akteure oder Interpreten ? Welche Zukunft für die Universität ?” statt. Ich beteiligte mich als Student daran, diese Veranstaltung vorzubereiten. Ich möchte mich in einigen Erwägungen auslassen, welche mir aus diesem Experiment kommen. Ich möchte zunächst zwei Bemerkungen machen :

1 - Über die Professoren, die dem Studenten die Möglichkeit geben, „darauf zu antworten”, auf das Wissen, und die ich „mit dem fröhlichen Wissen” in Beziehung setzen möchte. (Vorliegende Nummer der Périphériques spricht ausführlich über dieses „fröhliche Wissen” in Akten).

2 - Über die Professoren, die nur die Leidenschaft dessen haben, was sie wissen und nichts von dem wissen wollen, was sie nicht wissen, würde ich unter Benutzung des Ausdruckes Lacans sagen, dass sie die „Leidenschaft der Unwissenheit” haben, und aus dieser „Professorenkategorie” heraus wage ich fünf Erwägungen.

Erste Erwägung

Des Öfteren stellte ich Professoren folgende Frage : „Müssten die Kurse nicht auch Stätten sein, an denen Professoren und Studenten gemeinsam versuchen, vom spezifischen Wissen ihrer Disziplin aus Elemente für eine Antwort auf ihre politischen Probleme, auf die Probleme, welche ihr Leben und ihre Zukunft betreffen, zu erbringen ?”

Aus den Antworten, welche mir manche gegeben haben, ergab sich ungefähr Folgendes : „Man möchte es wohl, aber man glaubt nicht daran, dass es möglich ist, die Universität unzuformen. Und das aus gutem Grund : Der zuerst Betroffene, der Student, drückt nie eine Forderung bezüglich dieser Umformung aus, er drückt nicht einmal den Wunsch aus, darüber zu sprechen. Man hat den Eindruck, dass der Student absolut nicht den Wunsch verspürt, die Debatte über die Zukunft seiner Studien sich öffnen zu sehen. Daher eröffnen wir nie die Debatte über dieses Thema aus Furcht, den Studenten zu langweilen”. Schlussfolgerung : Angesichts dessen, dass der Professor nie die Debatte eröffnet, sagt sich der Student, dass er sich nicht für die Frage der Zukunft der Universität interessiert. Er verliert den Mut und sagt sich, dass es nicht der Mühe wert ist, zu versuchen, darüber mit seinem Lehrbeauftragten zu diskutieren, somit schlägt er nichts vor. Der Professor möchte wohl darüber diskutieren, aber der Student...

„So geht das Leben”, hätte Lewis Carrol kommentiert. Doch auf der anderen Seite des Spiegels würde ich sagen : so geht der Tod.

Die Beziehungen zwischen Professoren und Studenten sind ein Knoten, welcher vollständig aus vorgefassten Meinungen und Vorurteilen gesponnen ist. Die Idee, welche Jeder sich vom Anderen macht, bewirkt das Schweigen eines Jeden und das Schweigen unterhält die Vorurteile der Einen und der Anderen. Sollte einer der ersten Akte des Wandels der Universität nicht darin bestehen, diese aus Ungesagtem bestehende Beziehung zwischen Professor und Student in Frage zu stellen ? Müssen Unterrichtende und Studenten sich nicht die Mittel dazu geben, ihr Urteil von einer wirklichen Gegenüberstellung aus zu erstellen, z.B. an Hand der Frage : Was erwarten die Professoren von den Studenten und die Studenten von den Professoren ?

Zweite Erwägung

Eines Tages, als ich einem meiner Lehrbeauftragten den Vorschlag machte, an der Begegnung teilzunehmen, hielt er mir, kaum dass ich die Frage gestellt hatte, eine ganze Anzahl von Argumenten entgegen, um meinen Vorschlag zurückzuweisen. Er hielt mir weder Gründe, welche den Vorschlag direkt betreffen, entgegen, noch sprach er von den Bedingungen, um daran teilzunehmen.

Nein, er rechtfertigte seine Weigerung, indem er sich in einer Reihe von aus seinem „Wissensbehälter” geschöpften Argumenten ausließ, welche keine Beziehung zu meinem Vorschlag hatten. Die einzige hartnäckige Frage, welche ihm ständig hochkam, war die, sich über die Idee, an welche das Wort „Begegnung” erinnert, auszulassen. Ich stellte allmählich fest, dass diese Idee im Wesentlichen aus Erinnerungen bestand : Begegnungen zwischen Professoren und Studenten, an denen er behauptete, in einer anderen Zeit, einem anderen Zusammenhang, mit anderen Individuen („man hat das schon nach 68 gemacht” !) teilgenommen zu haben. Seine Idee bestand auch aus einer Analyse des Begriffes „Begegnung” : „Wissen Sie, in Begegnung steckt auch die Bedeutung von „Aufprall”, somit ein kämpferisches aufeinander Prallen, ich weiß also nicht, ob dies ein allzu interessanter positiver Begriff ist”. Und dann fügte er hinzu : „Sie dürften ihr in Ihrem Projekt nicht allzu sehr den Vorrang geben.”

So etwas aber auch ! „Ich habe ein Weihnachtsgeschenk für Sie” sagt die Frau zu ihrer Hauswirtin, „ein Buch von Balzac.” - „Oh, das ist sehr nett von Ihnen,” antwortet die gute Frau, „aber das war doch nicht nötig, ich habe ja schon ein Buch.”

Kurz gefasst stellte sich dieser Professor als Spezialist „der Begegnung” hin, einer von denen, die theoretisch wissen, was eine Begegnung an sich ist, darüber ewig reden können, doch mit einem einzigen Ziel : Sich zu beweisen, dass eine Begegnung unnütz ist. Doch die Spekulation über das Wort und die Idee der Begegnung ist nicht die Begegnung ! Doch genau vom reellen Inhalt der Begegnung, ihrer Wirklichkeit, ihrem Thema wollte er nichts wissen. In der Tat wies er das Projekt, welches Professoren und Studenten einander gegenüberstellte, zurück.

Für mich war es sehr lehrsam, zu beobachten, wie die Universitätsphilosophie, d.h. als Philosophie anerkannte Philosophie (ich verweise hier auf den Text Vorspiel einer Philosophie in Akten für aufrechte Philosophen in der vorliegenden Zeitschrift), manchmal zu einer riesigen Maschinerie werden kann, deren Hauptfunktion es ist, sich selbst zu blockieren. Mehr noch : Sie blockiert die Individuen, welche sich durch Philosophie zum Ausdruck bringen sollten, d.h. die zwei Parteien selbst : Studenten und Unterrichtende.

DIE WEISHEIT DES WEISEN LIEGT IN SEINEM AUFTRETEN

Ein Philosophieprofessor besuchte Herrn K. und legte ihm seine persönliche Weisheit dar. Nach einer Weile sagt ihm Herr K. : „Du sitzt nicht entspannt, du sprichst nicht entspannt, du denkst nicht entspannt.” Der Philosophieprofessor wird ärgerlich und sagt : „Nicht über mich wollte ich etwas wissen, sondern über den Inhalt dessen, was ich gesagt habe.”
- „Dies hat keinen Inhalt, sagt Herr K. Ich sehe dich schweren Schrittes auf und ab gehen, und die ganze Zeit über, wo ich dich gehen sehe, kannst du kein Ziel erreichen. Du sprichst undeutlich, und die ganze Zeit, wo du sprichst, kannst du nichts erklären. Ich sehe dein Auftreten, dein Ziel interessiert mich nicht.”

(Bertolt Brecht : Almanachgeschichten)
Dies ist eine „Rück-Übersetzung”. Der deutsche Originaltext stand mir hier leider nicht zur Verfügung. (Anm. d. Übers.)

Die Philosophie besitzt einen Speicher : ihre Geschichte. Letztere enthält viele Konzepte und dialektische und rhetorische Verfahren, die wir lernen. Doch wozu ? Um zu denken, sich die Mittel zu geben, zu handeln, seine Epoche zu verstehen, und vor Allem, um zu sprechen und sich zum Ausdruck zu bringen. Das ist doch selbstverständlich, wären wir versucht, hinzuzufügen. Doch ist dies nicht selbstverständlich, denn diesen Konzeptspeicher kann man bei Gelegenheit dazu gebrauchen, um Argumente hervorzubringen, welche beweisen könnten, dass man sich davor hüten muss, sich zum Ausdruck zu bringen, zu sprechen, dass jede Aktion und jede Initiative nutzlos sind. Hätte ein Professor aus Autorität heraus die Macht, „seinem Studenten”, einfach „indem er seine Wissenschaft aufträgt”, zu beweisen, dass jede Aussage, die der Student zu formulieren sucht, nichtssagend oder gar idiotisch ist ? Während dieser Professor vor mir den Beweis antrat, dass er glaubte, tatsächlich diese Macht zu besitzen, sagte ich mir, dass im Geiste eines Studenten, welcher diesen Professor zum Modell nähme, das Studium der Philosophie darauf hinausliefe, den ruhmreichen Titel eines Resignierten anzustreben. Dieser würde eine Reihe von anscheinend logischen Argumenten - das kann selbst zu einem Buch ausarten - liefern können, um zu beweisen, dass die Entsagung ein rechter Weg sei. Dies ist ein Mangel. In einem sogenannten Philosophieraum, wo die herrschende Tendenz des Lehrers der passive Zynismus ist, kann sich somit Philosophie nur gegen sich selbst wenden. Oder eher kehrt sich die Geschichte der Philosophie durch diejenigen, welche über sie schreiben und sie kommentieren, gegen jene, welche sie weiterhin machen wollten. In der Hand resignierter Weisen wird sie zu der Waffe, welche dazu dient, ihr den Gnadenstoß zu versetzen. Unter dem philosophischen Vorwand, dass man jeden Vorschlag wägen, überprüfen muss, bevor man ihn gutheißt, werden die Entscheidungen immer wieder auf später verschoben, und nie geschieht etwas. In einem solchen Rahmen dient das Studium nicht dem Fortschritt der Philosophie, sondern zur Aufgabe ihrer Entwicklung, zur Aufrechterhaltung desselben Rahmens, in welchem nichts geschehen kann.

Ein Photograph sagte mir einmal : „Politik zu machen, in dem Sinne, unmittelbar am Wandel der Wirklichkeit, in welcher wir leben, ohne Umweg über die photographischen Medien zu arbeiten, ist ein unumgänglicher Blickwinkel meiner Arbeit geworden. Denn in der wahren Wirklichkeit gibt es nichts mehr zu photographieren.”

Was ich diesem Professor vorschlug, befand sich auf derselben Ebene, wie das, was der Photograph sagte. Ich schlug ihm vor, die Universität von anderen Situationen aus zu überdenken, als jener, welche sie uns im Augenblick leben lässt. Der Photograph muss auf die Wirklichkeit einwirken, um zu photographieren ; braucht der Philosoph sie nicht ganz genauso, um über sie nachzudenken ? Wenn der Professor dies verweigert, verlieren die Ideen, welche uns vermittelt werden, jeden Gebrauchswert, denn sie werden nur dazu benutzt, jede Initiative zur Aktion, zur Dialogseröffnung anzuschwärzen, durch die der Student diesen Wert finden könnte. Denn es existiert heutzutage in der Universität kein Raum und keine „offizielle” Zeit für den Gebrauch der Ideen, welche man uns lehrt, keine Raum-Zeit, wo die Studenten miteinander und mit ihren Professoren etwas Anderes als eine Wissensübermittlungssituation teilen könnten. Auf Grund des Fehlens eines solchen Raumes wird somit die Wissensübermittlung zum Selbstzweck und zur ausschließlichen Funktion der Universität. Solange das andauert, werden die Ideen, welche man uns lehrt, an ihrem eigenen Denkmal scheitern und zugrunde gehen. Ich würde auch Mahnmale für die Verstorbenen hinzufügen, denn zum Ruhme ihres ewigen Wertes errichtete und vom Leben abgeschnittene Ideen sind tote Ideen, welche immer nur todlangweilige Kurse ergeben werden. Was kommt dabei heraus ? Ein Trauermarsch, welchen Tote für Sterbende spielen !

Kant sagte bereits, dass sich der Verstand beim Menschen erst entwickelt, wenn er ein weites Erfahrungsfeld besitzt. Daraus kann man die Schlussfolgerung ziehen, dass das Denken sich auch nicht entwickeln kann, sobald das Erfahrungsfeld sich nicht mehr entwickelt und sich auf die Wiederholung einer einzigen Art von Erfahrung, der Übermittlungskurse, beschränkt. (Ich verweise hier auf den Text von Francisco Varela « Représentation et connaissance », der im Artikel von Federica Bertelli Ungeduld erweckt zum Leben, was Geduld getötet hat zitiert wird).

Ausgegrenzt, verstoßen, versklavt
 
 

RUBRIK LITERARSCHKULTUR ODER DER JUCKREIZ DES GENIES IM FERNSEHEN

Wenn sich die Wahrheit gern versteckt, dann, weil es nicht schön ist, sie zu kennen, oder für den Leser eine gewisse Art und Weise, sich mit der kleinen Subjektivität seines Lieblingsautors den Mund zu spülen.

- Oh ! Aber ja, das ist schöne Literatur, dixit der Bildschirmschwenker...
- Genial ! rief Caramba, die neue Bananenschale des Pariser Literaturmilieus.
- Arschgut ! übersteigert der Schwenker, dieser Symbolismus, diese Poesie der Bilder, also sowas... Sagen Sie mal, ist das autobiographisch oder die Frucht Ihrer Einbildung ?
- Das Schriftstellerlein, mit gepressten Lippen : Die Literaturmode der Epoche will es so, wenn man schreibt, hat man das Gefühl, bequem an der Stelle Gottes zu sitzen. Dieses Buch ist das Ergebnis einer ständigen Bemühung, zu existieren. Der Schriftsteller produziert Werke, die er hinter sich lässt wie Rinder ihre stinkenden Fladen auf der Wiese. -... Und das Schlimmste ist die Tatsache, dass das Leben völlig von diesen Massen abhängt, deren Fehlen sich wie die Luft die in einer verpesteten Welt fehlt, riechen lässt. Wenn Schreiben also ein dringendes Bedürfnis ist, so ist es wohl natürlich, diesem Bedürfnis freien Lauf zu lassen, aber es ist auch bekannt, dass das Bedürfnisgefühl mit dem Lustgefühl der Erleichterung verbunden ist.
- Sie sagen es wunderbar, Sie haben da einen sehr schönen Roman geboren was ?
- Caramba : Dies ist Bauchliteratur, abgesunken tiefer noch, bis in die letzten Kontraktionen des Grimmdarms.
- Das Schriftstellerlein : Sie müssen wissen, ich habe mich lange Zeit zurückgehalten, dieses Buch zu schreiben. Und seine Existenz ist jetzt in Wahrheit wie eine Befreiung gekommen, ein dumpfes Brennen tief unten im Dünndarm.
- Welch schöne Definition ist die folgende : Literatur wäre also die Dringlichkeit der Zensurbehörde ? spuckte zum Schluss der Schwenker aus.
- Caramba : Herr Schwenker, zeigen Sie doch dem Fernsehzuschauer das Urinal, die Urnen, das Klobecken und den Spucknapf.

Recht zur Antwort :

- Man hat dich gelehrt, gut zu schreiben ; man hat dich von fern die Belohnungen für den, welcher die Syntax, die Härte des geraden, einfachen Stils beherrscht, betrachten lassen : Dieses Natürliche des Lebens, der Einstellung und jenes Ausdrucks, welcher der namenlosen Tierhaftigkeit des glücklichen Narren, des Wählers schmeichelt, der deutlichen Sprache. Du hättest ein junger Schriftsteller werden können, mit allen Wassern der Fernsehplateaus gewaschen, einer von denen, die eine hohe Meinung über die Künste haben, einer dieser kleinen rothäutigen Pedanten mit Kaugummistimme, einer dieser Komödianten, welche Wörter genießen, einer dieser Feinschmecker ohne Eier, die sich seit ihrem dreizehnten Lebensjahr der Literatur widmen, ein kleiner Parasit, ehrerbietig und hochbegabt dazu : ein japanisches Modell, ein kleiner Blödmann, der die Einsamkeit der Rentner und die klugen Omas der Jurys bewirtet !

 

Dritte Erwägung

Im Rahmen dieser Begegnungen hatte ich des Weiteren die Gelegenheit, mit einem Universitätspräsidenten zu diskutieren. Voller Begeisterung für unser Vorhaben unterbreitete er mir ein Reformprojekt für eine neue Universität, dessen Autor er war. Ich stellte ihm die Frage, ob er sich nicht nur mit Gewerkschaftsverantwortlichen, sondern auch mit Studenten getroffen hätte, und des Weiteren, ob er daran gedacht hätte, in seiner Universität einen Raum zu eröffnen, wo Professoren, Studenten und Verwaltungspersonal einander begegnen könnten, um Standpunkte auszutauschen und ihre Forderungen, Kritiken und Projekte bekannt zu machen. Er gab mir „Nein” zur Antwort. Ich sage mir, dass sich dieser Präsident ein Universitätsprojekt für eingebildete Studenten ausgedacht hat.

Einander begegnen, konkret Begegnungen organisieren, sich dorthin begeben, dort das Wort ergreifen, zuhören, antworten, ohne zu glauben, im Voraus zu wissen, was man zu hören bekommen wird ! Der Universität und der Welt fehlen nicht so sehr Programmideen für eine Idealuniversität, welche man nur noch anwenden oder anwenden lassen müsste, sondern vielmehr Körper und Akte, welche die Ideen auf die Bühne des Lebens tragen. Was zählt, ist der Akt. Man muss mit dem Körper arbeiten. Mit Leib und Seele. Gestalt geben. Koordinieren.

Vierte Erwägung

Ein anderer Professor antwortete mir : „Sehr gute Initiative. Ich komme gerade von einer Vorlesung, wo ich meinen Studenten gesagt habe : In dreißig Jahren ist das Ende der Welt : Überbevölkerung, weltweite Verstrickung des Kapitals usw. führen dazu. Wir haben nur noch zehn Jahre, um mit dem Kapitalismus Schluss zu machen. Man muss sofort beginnen, ernsthaft arbeiten und sich beeilen. Für die Menschheit geht es um Leben oder Tod”. Überglücklich über seine Antwort bitte ich ihn also : „Sie müssen unbedingt zur Begegnung kommen und dort Ihren Standpunkt darlegen”. „Ach nein, da muss ich Sie sofort stoppen”, hat er mir geantwortet, „ich kann nicht. Ich möchte schon, ich bin völlig Ihrer Meinung, aber ich bin überlastet. Ich habe keine Zeit. Schauen Sie sich mein Planning an, ich bin bis Ende 96 ausgebucht, usw.”.

Dies lässt mich an folgende Geschichte denken :

- „Herr Professor ! Herr Professor ! Unter Ihrem Hörsaal tickt eine Zeitbombe. Sie explodiert in fünf Minuten. Sie müssen ihn sofort verlassen, wenn Sie nicht alle in Stücke gerissen werden wollen...”

- „Ich möchte schon, ich möchte schon, aber wir haben Verspätung mit dem Programm. Wir müssen unbedingt diese Vorlesung abschließen, wir haben noch zumindest für eine gute Stunde.”

Wenn das System heiß läuft, genügt es nicht, die Verantwortlichen zu benennen, man muss sich auch fragen, welches Spiel man selbst spielt.

Fünfte Erwägung

Ein Professor : „Die Studenten ! Aber was wollen Sie denn, dass ich mit den Studenten mache ? Die Studenten sind resigniert. Die Zeiten sind vorbei, wo die Studenten handeln wollten.”

Die Zeiten, wo die Studenten handeln wollten, sind jene, wo du, Professor, Student warst. Doch heute ist der Student resigniert, und du, Professor, sagst : Die Zeiten, wo die Studenten handeln wollten...

Jérémie Piolat


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